18.01.2007 Umgestürzte Bäume, eine fliegende Toilette und ängstliche Esel


        
Sturmtief „Kyrill“ wütet auch im Altlandkreis Viechtach - Feuerwehren rund um die Uhr im Einsatz - Hoher Sachschaden und ein leicht Verletzter

         

Viechtach (eik). Mit Windgeschwindigkeiten von fast 130 Kilometern pro Stunde fegte das Orkantief „Kyrill“ über den Altlandkreis Viechtach hinweg und bescherte den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr eine schlaflose Nacht im Dauereinsatz. Trotz der enormen zerstörerischen Kraft des Sturms waren „keine gravierenden Schäden zu verzeichnen“, sagt der Viechtacher Polizei-Vize Josef Brunner. Zwar seien massenweise Bäume umgestürzt und die Arbeit entsprechend immens gewesen, erklärt der örtliche Feuerwehr-Vorstand Walter Weihmann, aber „wir sind noch einmal glimpflich davon gekommen“. Wohl auch, weil bei den extremen Winden niemand ernsthaft verletzt wurde.
Um 18.10 Uhr am Donnerstag rückte die Viechtacher Feuerwehr zum ersten Mal aus, um einen umgestürzten Baum von der Staatsstraße 2326 in Richtung Arnbruck zu räumen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Sturm noch nicht einmal seine ganze Kraft entfaltet. Es folgten Dutzende weiterer Bäume. „Wir haben mit aller Macht versucht, die Hauptverkehrsader B85 freizuhalten“, erklärt Feuerwehr-Pressesprecher KBM Johann Achatz, was abgesehen von kurzzeitigen Sperrungen bei Fernsdorf und Prackenbach auch gelang. Bei anderen Straßen kamen sie mit dem Räumen allerdings nicht mehr hinterher, so dass beispielsweise die Staatsstraße 2326 zwischen Viechtach und Arnbruck und weiter nach Arrach bis gestern Morgen gesperrt werden musste.
Dies war auch nötig, weil die Feuerwehrkommandanten zwischenzeitig entschieden hatten, dass zum Schutz der eigenen Leute die Arbeiten an bestimmten Straßenabschnitten eingestellt werden. „Während die Kollegen in die Hafnerhöhe zu einem umgestürzten Baum ausgerückt sind, ist ihnen ein weiterer Baum praktisch vor die Fuße gefallen“, berichtet Weihmann. Herabfallende Äste und entwurzelte Bäume beschädigten in Viechtach einige Fahrzeuge und Gebäude: Das Dach eines geparkten Opels wurde eingedrückt und ein beim Bahnhof abgestellter Ladewagen wurde von einem abgerissenen Ast vollkommen zerstört.
Drei Bäume stürzten in Gebäude, verursachten aber keine größeren Schäden. Leichtes Spiel hatte der Wind anscheinend mit einem kleinen Gartenhäuschen, das in der Nähe der Baywa in Viechtach stand. Es wurde angehoben und landete völlig zerstört auf einer angrenzenden Straße. Ein ähnlich kurioses Flugobjekt wurde in Rechertsried gesichtet: Eine Baustellentoilette, ein Dixie-Klo, flog auf die Straße in Richtung Kollnburg. Beim Pfahlhotel am Viechtacher Freibad wurde das Gatter eines Streichelzoos weggerissen, zwei Esel mussten von der Feuerwehr wieder eingefangen werden. „Die Tiere waren total verängstigt“, berichtet Walter Weihmann, „ich hab sie dann ein wenig zur Beruhigung gestreichelt und dann wurden sie an die Besitzer übergeben.“
Zwar ereigneten sich einige kleinere Verkehrsunfälle, Josef Brunner von der Polizei Viechtach konnte aber vermelden, dass es durch unmittelbare Einwirkung des Sturms keine Verletzten gegeben habe. Brunner: „Aber am Freitagmorgen versuchte im Zellertal ein Mann die gelösten Dachziegel auf seinem Haus wieder anzubringen und stürzte dabei ab; nur weil er bei dem Sturz aus 5,50 Metern Höhe von einem großen Brett abgefangen wurde, erlitt er keine tödlichen Verletzungen. Er hat wahnsinniges Glück gehabt.“
Die beiden Viechtacher Kommandanten Bernhard Hacker und Thomas Penzkofer konnten am Freitagnachmittag nach einem 24-stündigen Dienst vermelden, dass die gröbsten Sturmschäden beseitigt sind. Aber der nächste Sturm kommt bestimmt: Zwar geht der Deutsche Wetterdienst davon aus, dass ein Sturm dieser Intensität nur alle zehn bis 20 Jahre vorkommt. Die Umweltschutzorganisation WWF sieht im Tief „Kyrill“ hingegen einen „Vorgeschmack auf das Klima der Zukunft.“

Quellen :  Text  PNP

Bilder  FF Prackenbach