28.10.2007 Großalarm nach Brand in der Düngerhalle

          

Lagerhalle der BayWa am Sonntagfrüh restlos ausgebrannt - Giftige Gase: Rundfunk-Warnung an die Anwohner

   

            

Viechtach. Großalarm am frühen Sonntagmorgen in Viechtach: Auf dem BayWa-Gelände an der B 85 hat ein Feuer die neu erbaute Lagerhalle mit Düngemitteln vernichtet.
Da beim Brand von Düngemitteln gesundheitsschädliche Gase freigesetzt werden, wurde die Bevölkerung über Rundfunk aufgerufen, die Fenster geschlossen zu halten. Dies war eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn wie die laufenden Messungen ergaben, wurden die Grenzwerte zu keiner Zeit überschritten. Der Brand machte einen massiven Feuerwehreinsatz notwendig, der Sachschaden wurde gestern Mittag auf rund eine halbe Million Euro geschätzt.
Schon einmal wurde die Düngerhalle der BayWa ein Raub der Flammen: am 28. Juni 2001 brannte an gleicher Stelle die Lagerhalle mit Düngemitteln aus, eine Brandursache konnte damals nicht ermittelt werden.
Das Düngemittellager der BayWa AG in der Flurstraße befindet sich auf dem rückwärtigen Firmengelände hinter der großen Lagerhalle, zur Bundesstraße B 85 hin durch Bäume und Sträucher abgeschirmt. Am frühen Sonntagmorgen, kurz nach fünf Uhr, entdeckten Anwohner das Feuer und verständigten sofort die Polizei. Bereits beim Eintreffen der Feuerwehren stand die 30 mal 15 Meter große Halle in hellen Flammen, im ganzen Umfeld machte sich beißender Rauch breit.
     


Gut 400 Tonnen

In der Halle waren nach ersten Erkenntnissen gut 400 Tonnen Kunstdünger gelagert, in erster Linie Branntkalk, Phosphor-Dünger, Kalkamonsalpeter und MP-Dünger. Durch Feuer werden in diesen Düngemitteln chemische Prozesse ausgelöst, die das gefährliche Kaliumnitrat entstehen lassen.
Die wirksamste Bekämpfung ist der Einsatz von Wasser, das den anrückenden Feuerwehren durch ihre Tanklöschfahrzeuge und die nahen Hydranten vom Schulzentrum und Schlatzendorf genügend zur Verfügung stand. Beim Löschen gab es immer wieder explosionsartige Reaktionen, vom Brandort stiegen gewaltige Rauchwolken auf. Gegen 6.30 Uhr war der Brand weitgehend unter Kontrolle, ein Übergreifen auf die große BayWa-Halle konnte verhindert werden.
    


Ständig Messungen

Die auf Gefahrgutunfälle spezialisierten Einsatzkräfte der Feuerwehr mit Kreisbrandmeister Josef Bauer (Drachselsried) kontrollierten von Anfang die Brandentwicklung durch ständige Messungen der Schadstoffe. Obwohl die Grenzwerte für eine Gesundheitsgefährdung noch deutlich unterschritten waren, wurde vorsorglich eine Warnung an die Bevölkerung herausgegeben. Die erste Meldung über Rundfunk kam um 6 Uhr früh. Diese Warnung wurde nach dem Abschluss der Löscharbeiten um 12.30 Uhr aufgehoben. „Eine Gefährdung der Anwohner hat zu keiner Zeit bestanden“, bestätigte ein Polizeisprecher.
Der umfangreiche Feuerwehreinsatz wurde von Kreisbrandrat Hermann Keilhofer (Regen) geleitet, tatkräftig unterstützt von Kreisinspektor Peter Altmann, dem Viechtacher Kommandanten Bernhard Hacker und Thomas Penzkofer von der UG-ÖeL.
Vor Ort waren knapp 150 Einsatzkräfte von den Feuerwehren Viechtach, Schlatzendorf, Wiesing, Blossersberg, Pirka, Tresdorf, Kollnburg, Kirchaitnach, Teisnach, Ruhmannsfelden und Regen. Vor allem die Leute „an der Front“ hatten Schwerstarbeit zu leisten, die Atemschutzträger waren im Nu durchgeschwitzt und wurden immer wieder durch neue Kräfte abgelöst.
    


Versorgung durch BRK

Wie immer in solchen Katastrophenfällen war auch das Rote Kreuz eingesetzt. Nach Angaben von BRK-Einsatzleiter Franz Lobmeier war die BRK-Bereitschaft Viechtach mit zwei Rettungswägen und einem Notarzt vor Ort. Zusätzlich wurde die Schnelleinsatzgruppe zur Versorgung der Feuerwehrleute alarmiert. Vor allem für die schwer beanspruchten Atemschutzträger wurden aus der Küche des Kreiskrankenhauses warme Getränke organisiert, die Unterstützung des Küchenpersonals bis in den späten Vormittag hinein sei vorbildlich gewesen, berichtete Lobmeier.
Noch im Morgengrauen rückten dann die ersten Entsorgungsfahrzeuge an. Es galt, die teils noch glimmenden Düngemittel als Sondermüll zu entsorgen und auch das aufgefangene, schäumende Löschwasser in die Kläranlage zu transportieren. Alle vom Einsatzort kommenden Feuerwehrleute wurden vom ABC-Einsatztrupp der Feuerwehr durch ein Fußbad geschleust und desinfiziert.
Nachdem die Lagerhalle neu gebaut war und auch die Lagermenge wesentlich größer war als beim Brand vor sechs Jahren, ist auch der Schaden weitaus höher als damals. Belief sich 2001 der Gesamtschaden auf rund 250 000 DM (!), so schätzen Experten den jetzigen Schaden auf rund 500 000 Euro.
Über die Brandursache gab es bis gestern Nachmittag keine zuverlässigen Erkenntnisse. Da ein technischer Defekt oder Selbstentzündung in dem allein stehenden Gebäude nahezu ausgeschlossen werden kann, geht „die Überlegung in Richtung Brandstiftung“, sagte ein Polizeisprecher. Angeblich ist beim Eintreffen des ersten Feuerwehrfahrzeugs „eine dunkle Gestalt“ davongelaufen. Die Kripo Deggendorf hat die Ermittlungen übernommen.

   

Quellen:    Text:      PNP

                 Fotos:    KFV Regen