24.03.2003 Großbrand: Getränkemarkt wird ein Raub der Flammen



Viechtach. Brandausbruch: 24.03.2003 gegen 23.30 Uhr, 12 eingesetzte Feuerwehren mit ca. 180 Mann, 3 Drehleitern Viechtach, Bodenmais, Kötzting, Brandausdehnung: Getränkemarkt, Lagerhalle, Garagentrakt, Fuhrpark der Brauerei sowie Rohrlager der Firma REHAU.

Schadenshöhe nicht bekannt. Polizei ermittelt.

Trotz der Explosion eines Gastanks konnte das Übergreifen der Flammen auf das unmittelbar angrenzende Wohnhaus sowie auf große Teile des Rohrlagers und auch die Unterstellmöglichkeiten der Wohnmobile verhindert werden.

 

Großbrand verwüstet das Brauereigelände

 

Feuer am Montagabend kurz vor 23 Uhr entdeckt - Schaden mindestens eine Million Euro - Brandursache unklar

 

Viechtach (hl). Bei einem Großbrand auf dem Betriebsgelände der Viechtacher Gesellschaftsbrauerei an der Bahnhofstraße ist am späten Montagabend ein Millionenschaden entstanden. Dem Feuer fielen unter anderem die Fahrzeughalle, der Getränkeabholmarkt, mehrere Fahrzeuge und rund 1000 Bierzeltgarnituren zum Opfer. Die Feuerwehren konnten durch ihren vorbildlichen Einsatz eine größere Katastrophe verhindern, die Mieter des unmittelbar angrenzenden Wohnhauses wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Betroffen von dem Schadensfeuer war das gesamte Areal der ehemaligen Baufirma Treimer, das sich zwischen Brauerei und Bahndamm erstreckt und das seit über zehn Jahren an mehrere Nutzer verpachtet ist. Neben den Einrichtungen der Gesellschaftsbrauerei kamen auch die Unterstandshalle des Motorradsportclubs, zahlreiche Privatgaragen und ein Rohrlager der Firma REHAU zu Schaden.
Es war am Montag kurz vor 23 Uhr, als die Viechtacher durch die Feuersirenen aus ihrer nächtlichen Ruhe geschreckt wurden. Eine junge Frau, die im Treimer-Haus (ehemaliges Arbeitsamt) ihre Wohnung hat und von der Arbeit nach Hause kam, entdeckte das Feuer, dessen Entstehungsherd offensichtlich die Fahrzeughalle der Brauerei war. Lastwagen und Kühltransporter stehen derzeit aber im Freien, weil in der Halle die Bierzeltgarnituren für die neue Saison hergerichtet werden. "Letzte Woche hatten wir begonnen, Tische und Bänke abzuschleifen und neu zu lackieren - alle 1000 Garnituren sind verbrannt", schilderte gestern Vormittag der technische Betriebsleiter Manfred Augustin.
Er war es auch, der von der Brandentdeckerin nach Polizei und Feuerwehr als erster alarmiert wurde. "Ich war sofort da und hab' auch das Tor aufgesperrt, damit die Feuerwehren überhaupt rein konnten", erzählt er. Doch schon zu diesem Zeitpunkt stand die 25 Meter lange Halle voll unter Feuer, es gab nichts zu retten. Ein Raub der Flammen wurden darin auch die Dach- und Seitenplanen des großes Bierzeltes sowie der Bierpavillon, der vor einigen Jahren für 80 000 Mark angeschafft worden war.
Über meterhoch gestapelte Getränkekisten und das dahinter liegende Rohrlager der Firma REHAU fanden die Flammen genügend Nahrung, um auf den im rechten Winkel angrenzenden Getränkeabhol-markt überzugreifen. Und dann begann eine ganze Serie von Explosionen: Nahezu im Minutentakt wurden Kühlschränke und Propangasflaschen zerrissen und ließen in den Flammen eine neue dunkle Rauchwolke aufsteigen. "Das ist ja wie im Krieg in Bagdad", hörte man immer wieder aus den Reihen der vielen Zuschauer, die vom Radweg aus und auf der Bahnhofstraße das Inferno verfolgten. Höchste Alarmstufe herrschte dann für die Feuerwehren, als Gefahr bestand, dass das Feuer auf einen Tank mit 6 000 Liter Flüssiggas übergreift (siehe eigener Bericht). Mit massivem Wassereinsatz konnte das Schlimmste verhindert werden. Aber erst nach etwa zwei Stunden war die Einsatzleitung um Kommandant Walter Weihmann sicher, dass man den Brand unter Kontrolle hatte.
Bei Tageslicht offenbarte sich gestern Vormittag dann das ganze Ausmaß des Großbrandes: die eingestürzte Fahrzeughalle, der durchlöcherte Abholmarkt, die ausgebrannte Unterkunft des Motorradsportclubs, zersprungene Fenster der Lkw und Kühlwägen, ausgebrannte Autos in den Garagen unter dem Wohnhaus, Eisenreste von Tischen und Bierbänken, von der Hitze zerfressene Bier- und Getränkekisten, verschmorte Plastikrohre, und überall Scherben.
"Ich glaube, wir haben keinen einzigen Maßkrug mehr", meinte der Sprecher der Gesellschafter, Gastwirt Michael Bielmeier (Prackenbach), mit einem Anflug von Sarkasmus, als er gestern Vormittag die Brandstelle besichtigte. Fassungslos standen er und die Mitarbeiter der Brauerei im wahrsten Sinn des Wortes vor einem Scherbenhaufen. An die 3000 Maßkrüge sind ebenso vernichtet wie ein Teil der gut 10 000 Flaschen mit Bier und Getränken, die im Abholmarkt standen.
Noch in der Nacht waren Beamte der Kriminalpolizei Deggendorf an die Brandstelle gerufen worden, gestern Vormittag nahmen dann die Brandfahnder die Ermittlungen auf. "Ein riesiger Brandort! Wir müssen uns erst einen Überblick verschaffen, bevor wir ins Detail gehen können", meinte Sachbearbeiter Saller gegenüber dem Viechtacher Bayerwald-Boten. Gleichzeitig kündigte er an, dass man noch Gutachter des Landeskriminalamtes beiziehen werde. Frühestens in ein oder zwei Tagen werde man sagen können, was als Brandursache in Frage komme.
Überholt scheint inzwischen die erste Schätzung der Polizei, dass der Gesamtschaden zwischen 300 000 und 500 000 Euro liegt. Diese Summe dürfte allein schon den Schaden der Gesellschaftsbrauerei ausmachen. Hinzu kommen noch die beträchtlichen Schäden an den Garagen und Fahrzeugen der weiteren Mieter sowie die Verluste für den Motorradsportclub und die Firma REHAU.

Kommandant Weihmann: Ein extremer Brand

 

Fast 200 Feuerwehrleute im Einsatz - Alte Frau aus der Wohnung gerettet - Größte Gefahr durch Gastank

 

Viechtach (hl). "Es war ein extremer Ernstfall, aber wir haben das Menschenmögliche getan!" Der Viechtacher Feuerwehrkommandant Walter Weihmann steht noch deutlich unter dem Eindruck des Großeinsatzes wenige Stunden zuvor, als wir ihn gestern Vormittag zum nächtlichen Geschehen auf dem Brauereigelände befragen. Gleich an den Anfang stellt Walter Weihmann, der als Ortskommandant die Einsatzleitung inne hatte, die Anerkennung an alle Feuerwehrleute. "Wenn man bedenkt, dass wir das Wohnhaus retten konnten und bei der Sicherung des Flüssiggastanks höchste Gefahr bestand, darf man wohl von hervorragender Arbeit sprechen", meinte der Kommandant.
Weihmann ist sich dessen bewusst, dass der Brand "ganz schlimm" ausgehen hätte können. Und er denkt dabei zuerst an die alte, gehörgeschädigte Frau, die aus dem oberen Stockwerk des Treimer-Wohnhauses gerettet wurde. Sofort nach Eintreffen der Viechtacher Wehr am Brandort stürmten Atemschutzträger in ihre Wohnung und brachten die Frau in Sicherheit. Die übrigen drei Mietsparteien hatten das Haus schon verlassen, von einer jungen Frau aus diesem Haus war das Feuer auch entdeckt worden.
Trotz der unmittelbar daneben lichterloh brennenden Fahrzeughalle blieb das Haus weitgehend unversehrt, so dass die Leute noch in der Nacht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten. Dies sei "dem massiven Wassereinsatz" zu verdanken gewesen, erläutert Kommandant Weihmann. So seien vom Schwarzen Regen her insgesamt sechs B-Leitungen aufgebaut worden, wobei der Schlauchwagen der FFW Ruhmannsfelden eine große Hilfe bedeutete.
Insgesamt waren fast 200 Löschkräfte von 13 Feuerwehren (Viechtach, Schlatzendorf, Blossersberg, Pirka, Wiesing, Kollnburg, Prackenbach, Tresdorf, Ruhmannsfelden, Linden, Bodenmais, Kötzting und Regen) im Einsatz; hinzu kamen die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung und das Rote Kreuz. Vor Ort waren auch Kreisbrandrat Hermann Keilhofer, KBI Peter Altmann und Kreisbrandmeister Adolf Bielmeier.
Sehr schnell war der Einsatzleitung aber auch klar geworden, dass man mehr als nur die eigene Drehleiter braucht, um den Brand von oben zu bekämpfen und vor allem die dahinterliegenden Gebäude mit über 20 Garagen (viele Viechtacher überwintern dort zum Beispiel ihre Wohnwägen) und das Rohrlager der Firma REHAU zu sichern. Deshalb wurden die Drehleitern der Feuerwehren Bodenmais und Kötzting angefordert, deren Mannschaften sich mit anderen Feuerwehrleuten hervorragend ergänzten.
Dramatisch wurde es, als der oberirdische Flüssiggastank mit 6000 Liter Inhalt in Gefahr geriet. Über das Überdruckventil konnte zwar genügend Gas entweichen, dennoch bestand "riesige Explosionsgefahr und damit auch höchste Bedrohung für unsere Leute", berichtet Weihmann. Durch massiven Wassereinsatz habe der Tank aber ausreichend gekühlt werden können. Gegen 2 Uhr früh wurde dann eine Spezialfirma aus Passau angefordert, die in den frühen Morgenstunden den Gastank entleerte.

Feuer in der Brauerei: Rätseln über die Brandursache

Viechtach (hl). Auch zwei Tage nach dem verheerenden Feuer auf dem Betriebsgelände der Viechtacher Brauerei gibt die Brandursache weiterhin Rätsel auf. "Aufgrund des teilweise großen Zerstörungsgrades gibt es noch keinerlei Hinweise auf irgendwelche Brandursachen, die Ermittlungen laufen in alle Richtungen", bestätigte gestern der Pressesprecher der Polizeidirektion Straubing, Klaus Pickel.
Nachdem sich die Brandfahnder der Kriminalpolizei Deggendorf am Dienstag einen ersten Überblick über die Brandstelle verschafft hatten, nahm gestern Vormittag ein Experte des Landeskriminalamtes die Überreste der Brandnacht unter die Lupe. Über eventuelle Erkenntnisse wollte er sich noch nicht äußern.
Auch die Aufräumungsarbeiten auf dem Betriebsgelände konnten noch nicht begonnen werden, weil nach der Kriminalpolizei jetzt noch die Versicherungen kommen: Sie wollen sich vor Ort einen Überblick über den entstandenen Schaden und die daraus resultierenden Forderungen verschaffen. Bislang spricht nichts dagegen, dass die Schätzung von "bis zu einer Million Euro" Sachschaden richtig ist.
Wie bereits ausführlich berichtet, war am Montagabend auf dem Betriebsgelände der Gesellschaftsbrauerei an der Bahnhofstraße ein Feuer ausgebrochen, dem unter anderem Fahrzeughalle, Getränkemarkt, Bierpavillon und Brauereizubehör zum Opfer fielen. Außerdem brannten im angrenzenden Wohnhaus die Garagen samt Autos aus und wurden die Unterstellhalle des Motorradsportclubs sowie ein Rohrlager vernichtet.
Inzwischen hat die Polizei bei der Aufklärung der Brandursache um Mithilfe der Bevölkerung gebeten. Wer ist am Montagabend ab etwa 22 Uhr am Brauereigelände vorbei gekommen und kann Angaben über die Entstehung des Feuers machen? Hinweise an die Kripo Deggendorf, Telefon 0991/3896-0.
Im Bild die abgebrannte Fahrzeughalle mit den beschädigten Fahrzeugen und Getränkevorräten im Hintergrund.

Quellen:    Text und Fotos:    KFV Regen, PNP